Von dem Irrglauben, dass wir immerzu „müssen & müssen“

Von dem Irrglauben, dass wir immerzu „müssen & müssen“ und der Furcht davor, dass andere uns beim „mal nicht können“ sehen könnten. Oder aber: Warum es uns immer noch schwer fällt, uns Pausen zu nehmen und aus dem Leistungskarussell der Gesellschaft auszusteigen.

Deine Glaubenssätze entscheiden, wer du wirst!

Glaubenssätze sind tief verankerte Überzeugungen über uns selbst und die Welt, die wir im Schwerpunkt durch die Erziehung verinnerlicht haben. Sie beeinflussen unser Denken und Handeln sowie unsere Wahrnehmung der Realität. Als unsere „innere Wahrheit“ abgespeichert, beeinflussen sie unseren inneren Kompass und leiten uns in dem, was wir machen, wie wir denken und sprechen. Das Problem dabei: Glaubenssätze sind unsichtbar und befinden sich in unserem Unterbewusstsein.

Erst wenn wir uns hinterfragen, können wir ihnen langsam auf die Spur kommen. „Ich muss funktionieren und darf keine Schwäche zeigen“ ist z.B. einer der Glaubenssätze, den viele Menschen in der heutigen Zeit in sich tragen. Ich wage zu behaupten, dass es in Zeiten von Burnout und zunehmenden psychischen Erkrankungen einer der gefährlicheren ist. Denn viele von uns haben starke innere Antreiber, die nicht locker lassen, bis alles erledigt ist, von dem wir glauben, dass wir es tun müssten.

Wir gehen über Grenzen hinaus, schlafen schlecht, ernähren uns nicht gut und wenn wir dann doch mal ein wenig Bewegung integrieren, dann müssen wir doch sichtbar alles geben, um auch ja immer stark zu sein!

Wir verlieren die Achtsamkeit für unseren eigenen Körper und unsere Seele. Laufen weg vor den Dingen, mit denen wir uns scheinbar nicht befassen möchten, indem wir uns zuhäufen mit Aufgaben und Terminen. Pausen nehmen? Einfach mal auf den eigenen Körper hören und nicht jede Asana bis zum Ende halten?

Es ist nicht leicht, sich die innere Haltung anzueignen, die uns erlaubt, unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen und nach ihnen zu handeln. Die wenigsten von uns haben zuhause gelernt, gut für sich zu sorgen. Viele haben sogar zu hören bekommen, Selbstfürsorge sei egoistisch oder schwach.

Sind auch dir solche Glaubenssätze, solche tief sitzenden Überzeugungen begegnet? Wurde auch dir beigebracht, dass du dich immer anstrengen sollst? Dass es nie genug ist, was du tust und gibst?

Eine Veränderung auf dieser inneren Ebene, die eine Veränderung des Verhaltens überhaupt erst möglich macht, braucht Zeit. Unsere Gewohnheiten im Denken, Fühlen und Handeln sind stark und lassen sich nicht über Nacht ändern. Doch Stück für Stück, in winzig kleinen Schritten können wir aus dem alten Trott heraustreten und uns diese neue Haltung zu Eigen machen. Ein wichtiger erster Schritt hierfür ist – wie immer – die Bewusstwerdung.

Um etwas verändern zu können, müssen wir wissen, womit wir es zu tun haben und wo wir hin möchten. Erst einmal müssen wir klar und deutlich wahrnehmen, wo wir überall nicht für uns sorgen und über unsere Grenzen gehen.

Selbstachtsamkeit – Schließe immer mal wieder für einen kurzen Augenblick die Augen und lausche nach innen: Wie geht es dir gerade? Was ist da in dir los? Welche Gefühle nimmst du wahr? Und wie geht es deinem Körper? Und wenn du deinen Fokus nach innen gerichtet hast, ganz ohne das was du wahrnimmst zu analysieren, zu bewerten oder sogar zu verurteilen, sondern anzunehmen als „das was es ist“, dann frage dich: Was brauche ich gerade? Was würde mir jetzt gerade gut tun? Womit könnte ich mir selbst etwas Gutes tun? Du wirst der Antwort vermutlich nicht immer folgen und direkt umsetzen können, was eigentlich gut für dich wäre. Doch nimmst du immer klarer wahr, was du wirklich brauchst und kannst dort, wo es gut für dich umsetzbar ist damit beginnen, immer mehr für dich zu sorgen.

Wenn du also in deiner nächsten Einheit auf deiner Matte müde und erschöpft bist, dann erlaube dir bewusst, auf deinen Körper zu vertrauen und einfach mal weniger zu machen. Du musst keinem etwas beweisen, nicht mir, nicht den anderen und schon gar nicht dir selber.

Sei liebevoll zu dir!

Namasté,

Karen