Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.
Alle kennen wir sie, unsere schönen Seiten und Eigenschaften, unsere hellen Charakter- und Wesenszüge, die wir an uns mögen.
Es sind diejenigen, die wir perfektionieren und gerne in den Vordergrund stellen – natürlich, denn nur sie machen uns liebenswert!
Wir haben sie ja schließlich über Jahre hin verbessert und präsentieren uns im „besten Licht“.
Doch was ist mit der Kehrseite?
Denjenigen, die wir nicht gerne sehen, die wir am Liebsten gar nicht zeigen wollen, weil sie uns nicht liebenswert sein lassen?
Die Seite unserer Persönlichkeit, die wir möglicherweise sogar abgespalten haben, die wir verleumden und mit Filtern überlagern.
C. G. Jung erklärte den Schatten folgendermaßen: „Der Schatten ist alles das, was du auch bist, aber auf keinen Fall sein willst.“
Tief im Inneren des Menschen existieren die verdrängten Teile aber weiter.
Dort befinden sich alle Charakterzüge, die wir abgelehnt und verdrängt haben. Diese abgespaltenen Anteile können unsere Lebenskraft blockieren.
Sie verhindern Beziehungen, sind dafür verantwortlich, dass ein Mensch nicht wirklich erfolgreich ist, sich seine Träume nicht verwirklichen oder er immer wieder ein destruktives Verhalten sich selbst und anderen gegenüber an den Tag legt.
Unsere Schatten bilden sich in der Kindheit und Jugendzeit aus.
Viele Menschen verbringen das erste Viertel ihres Lebens damit herauszufinden, welche Persönlichkeitsanteile sie zeigen und welche Aspekte ihrer Person sie auf welche Weise verstecken wollen.
Als kleines Kind bewertet ein Mensch zunächst nicht, welches seiner Teile gut oder schlecht ist.
Doch durch Eltern, Lehrer und es umgebende Gesellschaft lernt ein Kind oft schmerzhaft, welche seiner Seiten auf Zustimmung oder welche Verhaltensweisen auf Ablehnung stoßen und lernt dadurch, seine eigenen Persönlichkeitsanteile zu bewerten.
Um akzeptiert und geliebt zu werden, mussten die meisten von uns ihre ‚schlechten’ Eigenschaften ablegen oder verstecken. Später vergisst man dann, dass so ein Vorgang jemals stattgefunden hat.
Der Mensch ist jetzt ‚gut’ oder ‚passend’.
Solange diese Schatten in der Verdrängung verweilen, ohne beachtet zu werden, mindern wir unsere Energie und steigern das Risiko, krank zu werden, weil wir nicht integer leben, sie nicht integrieren.
Innere Heilung aber kann nur geschehen, wenn einem der Schatten wieder bewusst wird und mithilfe des Lichtes transformiert werden kann.
Wenn man zu den Eigenschaften im Schattenbereich sagen kann: „Ja, das bin ich auch“, dann hat man die Freiheit das Leben zu führen, das man sich wünscht. Die Energie, die bisher zum Verdrängen nötig war, steht einem nun zur Verfügung.
Leicht gesagt, denn zur Integration all dieser Anteile müssen wir uns deren Abspaltung eben erstmal bewusst werden und wer Bewusstsein schafft, kann bewusst nicht mehr so leicht wegschauen!
Und Schattenarbeit ist anstrengend!
Yoga ist einer der Wege, um sich mit seinen eigenen Schatten auseinanderzusetzen und hat nicht wirklich was mit „Licht & Liebe“ zu tun.
Denn mein Leben ist deutlich intensiver und anstrengender geworden, seit ich den Weg des Yoga und der Persönlichkeitsentwicklung eingeschlagen habe. Ich würde sagen, ich habe die Büchse der Pandora geöffnet. Ich glaube inzwischen, dass Yoga ein Karma-Beschleuniger & dazu da ist, uns tiefer im Dreck unseres Daseins graben zu lassen, auf dass unsere hellen Seiten noch mehr zur Geltung kommen.
Yoga hilft erheblich, Herausforderungen früher zu erkennen, und schenkt dir Kraft, sie zu lösen. Wir bewegen uns das ganze Leben lang zwischen den zwei Kräften Licht und Schatten, fühlen uns sogar manchmal darin gefangen. Ohne Licht kein Schatten, ohne Schatten kein Licht! Der Fluss zwischen den beiden Polen ist unser Prozess der Transformation. Diese beiden Gegensätze kreieren Grenzen, Struktur und letztlich unseren ganz persönlichen Weg, unser Dharma und manchmal unser Drama. Sie zeigen uns die Möglichkeiten zu unserem „Personal Best“ auf.
Yoga ist für mich das Gaspedal auf dem Weg ins Licht, aber der Weg führt nicht vorbei am Dunklen, sondern mitten durch.
Sei liebevoll zu dir!
Namasté,
Karen
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